
Sie arbeitet hauptberuflich als Kommunikationsprofi an einer Hochschule, aber privat ist Ebba Thorolvsen aus Göteborg eine leidenschaftliche Second-Hand-Enthusiastin. Auf TikTok gibt sie mittlerweile mehr als 30.000 Followern Tag für Tag Stylingtipps, Inspiration zu Second Hand und zeigt, wie unterschiedlich Größen bei verschiedenen Marken ausfallen – das Thema, das sie deutschlandweit bekanntgemacht hat.
Second-Hand-Mode begleitet Ebba schon seit Jahren. Was als Suche nach günstigen, einzigartigen Einzelstücken begann, entwickelte sich nach und nach zu einem Lebensstil, der auch soziale und ökologische Aspekte umfasst. „Für mich stand am Anfang das Finden besonderer Stücke – die Nachhaltigkeit kam erst später dazu. Mir gefiel, wie individuell die Auswahl ist und dass ich echte Qualität für einen Bruchteil des Neupreises bekommen kann“, sagt sie.

Mittlerweile möchte Ebba auch andere inspirieren, ihren Konsum zu überdenken, statt mit dem moralischen Zeigefinger zu kommen: „Man kann die Leute nicht zwingen, nachhaltiger zu kaufen – aber inspirieren kann man sie auf jeden Fall.“ Bei ihr selbst sind schätzungsweise 60 bis 70 Prozent der Garderobe pre-loved, also aus zweiter Hand.
„Es dauert natürlich, bis man alles umgestellt hat – und ich werfe funktionierende Neuware nicht weg, sondern trage sie auf. Aber vieles, das neu war, ist mit der Zeit eben auch gebrauchte Mode geworden.“

Was ist Ebbas persönlicher Second-Hand-Favorit? „Blazer! Einen gut gearbeiteten, neuen Wollblazer bekommt man selten unter mehreren Hundert Euro. Im Second-Hand-Shop finden Sie aber oft tolle Modelle aus 100 Prozent Wolle, guter handwerklicher Qualität, schon ab rund 30 Euro.“
Weitere empfehlenswerte Kleidungsstücke für den Second-Hand-Kauf sind laut Ebba elegante Kleider, ausgefallene T-Shirts und Frühlingsjacken. Abendkleider wurden häufig selten getragen und sind oft in Top-Zustand. Mit originellen T-Shirts lässt sich ein Outfit individuell gestalten. Und bei Frühlingsjacken – von Leder bis Wildleder – sollte man sich nicht vor kleineren Flecken fürchten. „Vor allem bei Wildleder kann man kleine Makel leicht wieder auffrischen. Es gibt spezielle Reinigungsmittel dafür“, verrät sie. Auch Trenchcoats sind Dauerbrenner und lassen sich Second Hand oft zu wirklich fairen Preisen finden.
Tipps für Einsteiger: So gelingt Ihr Start ins Second-Hand-Shopping
1. Treffen Sie eine Vorauswahl von drei Teilen
„Überlegen Sie sich im Vorfeld, nach welchen drei Kleidungsstücken Sie suchen. Das nimmt Ihnen vor Ort die Überforderung und hilft, strukturiert durch den Laden zu gehen. Klassiker sind beispielsweise Blazer, Kleid oder Schal.“
2. Planen Sie Ihren Besuch außerhalb der Stoßzeiten
„Gerade in Großstadt-Shops kann es turbulent werden. Am ruhigsten ist es meist kurz vor Ladenschluss – das erleichtert entspanntes Stöbern enorm.“
3. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit
„Das mag im Widerspruch zum vorigen Tipp stehen, aber: Wenn Sie wirklich auf Schatzsuche gehen wollen, planen Sie genug Zeit ein. Je entspannter Sie sind, desto sorgfältiger können Sie sich mit jedem Teil beschäftigen. Ein schneller Überblick über den ganzen Laden ist oft gar nicht nötig.“
4. Fahren Sie raus aus der Innenstadt!
„Gerade außerhalb der großen Zentren gibt es oft Second-Hand-Shops und Flohmärkte mit günstigen Preisen und spannendem Sortiment, was ich jedem ans Herz lege.“
5. Inspirieren lassen – online!
„Falls Sie ein tolles Teil finden, wissen aber nicht, wie Sie es kombinieren sollen: Suchen Sie im Internet nach Inspiration – zum Beispiel auf Pinterest. Einfach Begriffe wie ‚Outfit rote Lederjacke‘ eingeben – und schon finden Sie unzählige Kombi-Ideen.“
Nach Jahren voller Second-Hand-Streifzüge hat Ebba einige Geheimtipps und Tricks gesammelt, die sie jetzt teilt.
5 praktische Flohmarkt-Hacks für Ihren nächsten Second-Hand-Trip
1. Der Jeans-Trick
„Hosen zu kaufen – vor allem gebraucht – kann nervenaufreibend sein. Aber hier mein Tipp: Halten Sie die Jeans am Bund vor Ihren Bauch und Rücken. Erreicht sie hinten die Wirbelsäule, stehen die Chancen gut, dass sie passt.“
2. Blazer: Achten Sie auf den Rückenschlitz
„Ich achte bei Blazern immer darauf, ob sie einen Schlitz am Rücken haben. Blazer mit Schlitz sitzen oft besser über den Hüften und lassen sich leichter schließen.“
3. Qualität von Schals erkennen
„Viele Schals haben innen kein Materialetikett. Darum checke ich immer die Nähte – Handgenähte Kanten deuten meist auf hochwertigere Verarbeitung hin.“

4. Echte Perlen ausfindig machen
„Gerade bei Perlenschmuck fragen sich viele: echt oder nicht? Ein einfacher Trick: Reibt man die Perlen an den Zähnen, fühlen sie sich bei Naturperlen wie Kreide an.“
5. Ausgewaschenes Materialetikett = gutes Zeichen!
„Manchmal ist das Innenetikett total verblasst – ich finde das großartig: Das spricht dafür, dass ein Kleidungsstück so strapazierfähig ist, dass das Etikett zuerst aufgab und nicht das Stück selbst!“
