Die Rolle der KI in Schwedens Viral 50 Musikcharts

„Viral 50 Schweden“ ist genau das, was der Name verspricht – eine Hitliste der Songs, die auf Spotify in Schweden die größte Aufmerksamkeit erhalten haben. In den vergangenen Jahren wurden diese Listen mit Titeln von sowohl etablierten als auch neuen Künstlern gefüllt. Dabei hat sich jedoch eine wachsende dritte Kategorie hervorgetan: die Fake-Künstler.

Diese fiktiven Künstler haben Namen, die echt klingen, und in vielen Fällen sogar Künstlerbilder, doch sie sind nicht real – ihre Songs wurden vollständig mit Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt. Bob Sturm, Professor für Informatik an der KTH, äußert sich zu diesem Trend: „Es ist sehr schwierig herauszufinden, wer die Personen hinter diesen Fake-Künstlern sind. Normalerweise werden diese Lieder von Distributoren verbreitet, die als Mittelsmänner zwischen den Urhebern und der Plattform fungieren.“

Der Einfluss der KI auf die Charts

Eine Analyse von SVT zeigt, dass von den 50 Songs in der Viral 50-Liste beeindruckende 18 Songs – also 36 Prozent – AI-generiert sind. Auch die Billboard-Liste „Country Digital Song Sales“ wurde in drei aufeinanderfolgenden Wochen von einem AI-Song dominiert.

In einer E-Mail an SVT erklärte Spotify, dass sie aktiv daran arbeiten, unseriöse AI-Inhalte zu entfernen, und im letzten Jahr über 75 Millionen Spam-Tracks gelöscht haben. Bryan Johnson, Spotify’s globaler Leiter für Partnerschaften in der Branche, schreibt dazu: „Wir verbieten keine Musik, die mit Hilfe von KI produziert wurde, solange sie unseren Richtlinien entspricht und das Urheberrecht respektiert. Doch die Unterstützung einer kreativen Nutzung bedeutet auch, dass wir Missbrauch verhindern müssen.“

Finanzielle Auswirkungen auf Künstler

Bob Sturm weist auf eine besorgniserregende Entwicklung hin: „Es wird als eine Demokratisierung der Kreativität verkauft: Jetzt kann jeder Musik machen. Doch gleichzeitig erfahren Musiker und Künstler sinkende Vergütungen.“ Eine US-Studie von PMP Strategy und CISAC prognostiziert, dass bis 2028 bis zu 25 Prozent der Einnahmen menschlicher Kreatoren verloren gehen könnten.

Das gängige Erlösmodell besagt vereinfacht, dass eine Streaming-Plattform einen gemeinsamen Topf für Tantiemen hat. Der Anteil, den Künstler aus diesem Topf erhalten, hängt von der Anzahl der Streams ab. „Der Tantiemen-Topf wird durch diese AI-Musik erheblich verwässert. Ich glaube, dass die Verteilung zwischen menschlich geschaffener Musik und AI-generierter Musik überarbeitet werden muss“, sagt Jakob Malmlöf, Rechtsberater des Musikerverbands.

Erstellung und Verbreitung von AI-Songs

Doch wie entstehen und verbreiten sich AI-Songs? In einem Video untersucht SVT die Mechanismen hinter diesen Hits. Um das Vorhandensein von AI-generierter Musik auf der Spotify Viral 50-Liste zu überprüfen, basierten wir unsere Analyse auf einem Snapshot der Liste vom 25. November.

Wir kombinierten technische Werkzeuge mit einer manuellen Überprüfung. Die Songs wurden von zwei verschiedenen Tools analysiert. Zudem überprüften wir die Profilseiten der Künstler, um festzustellen, ob Urheber angegeben waren und wie der Song an Spotify verteilt wurde. Um zu beurteilen, ob echte Menschen hinter den Profilen stehen, suchten wir nach der Präsenz der Künstler in sozialen Medien und ließen ihre Profilbilder von KI analysieren. Zudem hörten wir die Lieder an, um unnatürliche Stimmmerkmale zu entdecken, und vermerkten Fälle, in denen der Künstler selbst angab, dass die Musik KI-generiert war, sei es auf den Streamingdienst oder in sozialen Medien.