Neue Entdeckung eines extrem seltenen Bluttyps: B(A)

Wissenschaftler haben einen so seltenen Bluttyp identifiziert, dass er bisher nur bei drei Personen weltweit gefunden wurde. Diese Entdeckung, die in einer Studie veröffentlicht wurde, zeigt eine bisher unbekannte Variante im ABO-System, welches zur Klassifizierung der Blutgruppen A, B, AB und O verwendet wird. Der neue Phänotyp, als B(A) klassifiziert, weist hybride Merkmale zwischen den Antigenen A und B auf und könnte die Methoden, die Blutbanken für das Screening und die Verträglichkeit verwenden, verändern.

Die Entdeckung wurde gemacht, nachdem Forscher über 544.000 Blutproben, die über einen Zeitraum von acht Jahren am Siriraj Hospital, dem größten medizinischen Zentrum in Thailand, gesammelt wurden, analysiert hatten. Unter 285.000 Spendern und 258.000 Patienten wiesen drei Personen Ergebnisse auf, die sich nicht einer bekannten Blutgruppe zuordnen ließen. Zusätzliche Tests, genetische Sequenzierungen und biochemische Analysen bestätigten, dass es sich um eine völlig neue Variante handelt.

Laut der Studie führen spezifische Mutationen im ABO-Gen dazu, dass das Enzym, welches für die Bildung des Antigen B verantwortlich ist, geringfügige strukturelle Veränderungen aufzeigt. Diese Veränderungen ermöglichen es, dass es minimale, aber nachweisbare Mengen des Antigens A produziert, was einen hybriden Typ schafft, der traditionelle Tests verwirren kann.

Für die Forscher hat dies praktische Auswirkungen. Unverträgliche Blutgruppen können zu schweren Transfusionsreaktionen führen, und Menschen mit seltenen Varianten erhalten oft ungenaue Transfusionen aufgrund fehlender empfindlicher Methoden. Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit, Laboruntersuchungen zu verbessern und den Einsatz molekularer Technologien in der täglichen Praxis von Blutbanken zu erweitern.

„Die Diskrepanzen im ABO-System müssen untersucht und geklärt werden, bevor das Blut des Spenders etikettiert und an die Empfänger transfundiert wird“, schreiben die Forscher. „Soweit wir wissen, ist dies der erste umfassende Bericht über Diskrepanzen im ABO-System in der Region Südostasien“, warnen die Wissenschaftler.

Obwohl der Phänotyp B(A) extrem selten ist, stellt er kein Risiko für die Gesundheit des Trägers dar. Die Herausforderung besteht laut den Autoren in der Transfusionssicherheit: Personen mit diesem Bluttyp können unvorhersehbar auf Spenden reagieren, die grundsätzlich als verträglich galten.

Für die Wissenschaftsgemeinde eröffnet die Entdeckung neue Forschungsfelder zur Evolution der menschlichen Blutsysteme und zur genetischen Vielfalt, die bislang wenig erforscht ist. Für Blutbanken ist dies ein Alarmzeichen: Selbst mehr als ein Jahrhundert nach der Beschreibung der Typen A, B, AB und O überrascht der menschliche Körper weiterhin.