Das Dodô: Ambitioniertes Projekt zur Rückkehr einer ausgestorbenen Art

Vor mehr als drei Jahrhunderten ausgestorben, steht das Dodô nun im Mittelpunkt eines ehrgeizigen „Resistenzierungs“-Projekts, das von dem amerikanischen Unternehmen Colossal Biosciences geleitet wird. Laut den beteiligten Forschern haben jüngste Fortschritte in der Gentechnik erstmals die Möglichkeit geschaffen, einen Vogel mit Eigenschaften ähnlich dem Dodô zu rekonstruieren. Allerdings ist die Rückkehr der Art, so wie sie einst existierte, nach wie vor ungewiss.

Das Dodô wurde etwa 1681 für ausgestorben erklärt, nach der Ankunft europäischer Kolonialisten auf der Insel Mauritius im Indischen Ozean. Ohne natürliche Feinde und flugunfähig wurde der Vogel schnell durch Jagd und die Einführung invasiver Arten dezimiert. Seither gilt er als Beispiel für den irreversiblen Verlust der Biodiversität durch menschliches Handeln.

Die Methoden von Colossal Biosciences

Das von Colossal angekündigte Projekt sieht keine direkte Klonierung vor, wie sie bei Säugetieren wie dem Schaf Dolly angewendet wird. Im Fall von Vögeln ist diese Methode nicht praktikabel. Stattdessen arbeiten die Wissenschaftler mit fortschrittlicher Gentherapie auf der Basis lebender, verwandter Arten.

Der gegenwärtig bekannteste Verwandte des Dodô ist die Nicobarpigeon, die die genetische Grundlage für das Experiment bietet.

In den letzten Jahren gelang es dem Unternehmen, im Labor primordialen Keimzellen aus Tauben zu züchten, die Vorläufer von Eizellen und Spermien. Dieser Schritt gilt als grundlegend, da er die Bearbeitung spezifischer Gene ermöglicht, bevor diese in Embryonen von lebenden Vögeln, wie Hühnern, übertragen werden, die als „Ersatzmütter“ fungieren.

Fragen zur Rückkehr des Dodô

Obwohl der Ankündigung viel Enthusiasmus zugeschrieben wird, warnen Experten vor einer übertriebenen Interpretation der Ergebnisse. Bisher gibt es keinen lebenden Dodô oder fertige Embryonen. Auch ein vollständiges und funktionales Genom des ausgestorbenen Vogels liegt bislang nicht vor.

Die Forscher verfügen lediglich über genetische Rekonstruktionen, die auf Fragmenten von antikem DNA basieren sowie Vergleichen mit aktuellen Arten. Colossal selbst erkennt an, dass das Ziel nicht darin besteht, einen identischen Dodô des 17. Jahrhunderts zurückzubringen, sondern einen genetisch modifizierten Vogel zu schaffen, der dem ausgestorbenen Tier ähnelt.

Unabhängige Wissenschaftler betonen, dass selbst im besten Fall das Ergebnis ein hybrides Organismus sein würde und keine perfekte Nachbildung der verlorenen Art.

Herausforderungen und Ungewissheiten

Auch der Zeitrahmen für das Vorhaben ist ungewiss. Das Unternehmen spricht von einem Zeitraum von fünf bis sieben Jahren für konkretere Fortschritte, jedoch handelt es sich dabei um eine optimistische Schätzung, die technischen Herausforderungen unterliegt, die noch nicht gelöst sind.

Wesentliche ethische und ökologische Fragen sind ebenfalls zu diskutieren. Forscher fragen sich, ob derart hohe Ressourcen in die Rückgewinnung ausgestorbener Arten investiert werden sollten oder ob es nicht sinnvoller wäre, die zehntausenden bedrohter Arten zu schützen.

Dennoch argumentiert das Unternehmen, dass das Dodô-Projekt einen Wendepunkt in der Biotechnologie markiere, da die entwickelten Techniken in Zukunft möglicherweise dabei helfen können, Arten zu erhalten, die akut vom Aussterben bedroht sind.