Ungewöhnliche Schlafmuster bei Tieren

Alle lebenden Wesen mit einem Gehirn benötigen Schlaf, um zu überleben. In der Natur beruht das Schlafen jedoch auf einem Balanceakt zwischen Erholung und dem potenziellen Risiko, zum Beutetier zu werden. Um den Konflikt zwischen Schlafbedürfnissen und der Notwendigkeit zur Selbsterhaltung zu lösen, haben sich komplexe Mechanismen entwickelt, die als „periodischer Schlaf“ bekannt sind.

Schlafverhalten der Pinguine

In der Antarktis steht der Chinstrap-Pinguin unter ständigem Druck durch Raubtiere und Störungen. Die Elternpaare sind gezwungen, sich abzuwechseln, um ihre Eier und Küken zu schützen. Um ein hohes Maß an Wachsamkeit aufrechtzuerhalten, schlafen sie nicht lange, sondern unterteilen ihren Schlaf in kurze Episoden, die etwa 10.000 Mal am Tag wiederholt werden. Jede Schlafperiode dauert im Durchschnitt nur etwa vier Sekunden. Trotz dieser Aufsplitterung summieren die Chinstrap-Pinguine etwa 11 Stunden Schlaf pro Tag, was ihnen ermöglicht, über mehrere Wochen hinweg wachsam zu bleiben.

Flugverhalten der Albatrosse

Albatrosse hingegen haben die Fähigkeit entwickelt, mit einer Hemisphäre ihres Gehirns zu schlafen, während sie fliegen. Eine Gehirnhälfte ruht, während die andere aktiv bleibt, um die Umgebung zu erkunden und wahrzunehmen. Dank dieses Mechanismus können Albatrosse bis zu 40 Tage am Stück unterwegs sein, während sie täglich Strecken von bis zu 410 Kilometern zurücklegen, ohne landen oder ins Wasser eintauchen zu müssen. Oft nutzen sie warme Luftströme zum Gleiten und für kurze Schlafphasen, wodurch sie ihren Energieverbrauch reduzieren. Wenn komplexe Bewegungen wie das Kentern oder ein starker Flügelschlag erforderlich sind, wird sofort die andere Gehirnhälfte aktiv.

Der Schlaf der Seekühe

Seekühe zeigen ebenfalls einzigartige Schlafgewohnheiten, die stark von ihrer Umgebung abhängen. An Land können sie bis zu 10 Stunden pro Tag schlafen. Während langer Wanderungen im offenen Wasser, die bis zu acht Monate dauern können, sinkt die Schlafdauer jedoch auf etwa zwei Stunden pro Tag. Um sich vor Gefahr durch Raubtiere wie Haien zu schützen, tauchen diese Tiere oft mehrere hundert Meter unter Wasser. Diese Tauchgänge dauern im Durchschnitt etwa 30 Minuten, während derer sie im Halbschlaf verweilen.

REM-Schlaf bei Seekühen

Im REM-Schlafzustand entspannen sich die Muskeln, was dazu führen kann, dass Seekühe in der Wasseroberfläche treiben und sich drehen. Dieses ungewöhnliche Phänomen wird als „Schlafwelle“ bezeichnet und ist von Wissenschaftlern dokumentiert worden. Früher basierten die Einschätzungen zur Schlafdauer und -qualität von Tieren hauptsächlich auf Beobachtungen. Heutzutage ermöglichen Mikro-Tracking-Geräte und wasserfeste Elektroenzephalogramme (EEG) den Wissenschaftlern, die Hirnaktivität von Tieren in ihrem natürlichen Lebensraum mit großer Genauigkeit zu erfassen. Dies eröffnet neue Erkenntnisse darüber, wie Tierarten sich anpassen und unter schwierigen Bedingungen leben.