Die Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Onkologie verändert signifikant die Ansätze zur Bekämpfung von Tumoren. Dies wurde während des Workshops „Post Esmo AI – Esac Perspective: von Berlin nach Mailand“ deutlich, der im Nationalen Tumorinstitut in Mailand (INT) stattfand.
Einführung in Künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen
Die Künstliche Intelligenz stellt zweifellos ein außergewöhnliches Werkzeug für das Gesundheitswesen dar. Die Vorteile sind besonders spürbar, wenn sie in der Onkologie eingesetzt wird. Wir stehen am Beginn einer neuen Phase: Der Übergang von einzelnen Algorithmen hin zu Entscheidungshilfesystemen, die in der Lage sind, klinische Daten, diagnostische Bilder und Leitlinien zu orchestrieren, bietet wertvolle Hinweise für die klinische Praxis.
Wichtige Erkenntnisse aus dem Workshop
Im Rahmen des Workshops schilderte Dr. Arsela Prelaj, Onkologin und Forscherin am INT sowie Präsidentin der European Interdisciplinary Society of AI in Cancer Research (ESAC), wie die europäische Forschung auf die Entwicklung integrierter Systeme hinarbeitet.
Von der digitalen Pathologie zu gemeinsamen Standards
Ein zentrales Thema, das während des Workshops zur Sprache kam, war die Notwendigkeit, solide Infrastrukturen für den Einsatz von KI zu etablieren. In der Lombardei wird derzeit ein regionales Netzwerk für digitale Pathologie aufgebaut, das über 32 Zentren umfasst. Dieses Netzwerk ist entscheidend, um einheitliche diagnostische Archive zu schaffen und die Qualität der Daten zu erhöhen, die von den Algorithmen genutzt werden.
Validierung von KI-Tools
Die Diskussion hob die Notwendigkeit hervor, gemeinsame Kriterien für die klinische Validierung von Künstlicher Intelligenz zu definieren. Ein technisches Dokument, das aus den Arbeiten des Post Esmo AI hervorgegangen ist, wird in den kommenden Wochen veröffentlicht, um diesen Prozess zu leiten.
Schnellere Diagnosen durch KI
Diese Entscheidungshilfesysteme versprechen konkrete Auswirkungen auf das Management von Krebspatienten: Sie ermöglichen die automatisierte Erfassung und Integration klinischer Daten und Berichte sowie einen sofortigen Abgleich mit den Leitlinien und Unterstützung bei der Therapieauswahl. Für Patienten bedeutet dies eine Verkürzung der Zeitspanne zwischen Diagnosestellung und Behandlung, eine größere Einheitlichkeit in den Behandlungsabläufen und individuellere Therapien.
Agentic AI und Immuntherapie
Eine bemerkenswerte Neuerung ist das Projekt am Nationalen Tumorinstitut in Mailand, welches das erste europäische Agentic AI-System darstellt. Diese neue Generation von Künstlicher Intelligenz kann agieren und Entscheidungen treffen und ist speziell für die Immuntherapie entwickelt worden. Das System wurde von Ingenieurin Federica Corso im Labor von Dr. Prelaj in Zusammenarbeit mit der Polytechnischen Universität Mailand entwickelt.
Das System integriert klinische Informationen, Berichte und Tests mit aktuellen Leitlinien und hilft Ärzten, die effektivste immuntherapeutische Behandlung für jeden Patienten zu identifizieren. Es wurde als mündlicher Beitrag auf dem Esmo AI in Berlin präsentiert und stellt einen konkreten Schritt in Richtung personalisierterer Therapien und gezielter klinischer Entscheidungen dar.
Jahrestagung der European Society for AI in Cancer in Mailand
Das Forschungsteam hat zudem ein europäisches Projekt verfasst, das sich derzeit in der Evaluierungsphase befindet und darauf abzielt, diese KI-basierten Entscheidungshilfesysteme weiterzuentwickeln. Im Jahr 2026 wird Mailand die erste Jahrestagung der European Society for AI in Cancer ausrichten, die ihren rechtlichen Sitz am INT hat und über 900 Teilnehmer begrüßen wird.











