Vor einigen Wochen wurde ein besonders starker Blitz über dem Adriatischen Meer, zwischen der italienischen und der Balkanhälfte, freigesetzt. Das elektrische Feld breitete sich über die Atmosphäre aus und reiste Hunderte von Kilometern. Über der norditalienischen Stadt Possagno, nicht weit von Venedig entfernt, ereigneten sich nicht nur eines, sondern gleich zwei seltene atmosphärische Phänomene. Bemerkenswerterweise wurden beide gleichzeitig in einem Foto festgehalten.
Das beeindruckende Bild wurde von Valter Binotto, einem italienischen Fotografen, aufgenommen, der zuvor nicht nur den Wildlife Photographer of the Year Award gewonnen hat, sondern auch talentiert darin ist, flüchtige atmosphärische Ereignisse einzufangen.
Die Phänomene: ELVE und Sprite
Die rot schimmernde, scheibenartige Struktur ist als ELVE bekannt, was für die Emission von Licht und sehr niederfrequenten Störungen aufgrund von elektromagnetischen Impulsen steht. Es handelt sich um ein sogenanntes Backronym, das man einfach akzeptieren muss. Der rot strahlende, tentakelartige, quallenähnliche Blitz nennt sich Sprite.
„Seit ich vor mehr als 10 Jahren angefangen habe, habe ich Hunderte von Sprites fotografiert. ELVEs sind hingegen sehr selten und daher schwieriger zu fotografieren“, erklärte Binotto.
Namensgebung und Typen
Falls Sie sich fragen, ob alles nach einer Art Fabelwesen benannt ist, haben Sie weitgehend recht. Es gibt TROLLs, Pixies, GHOSTs und Gnome, aber auch blaue Jets. All diese zählen zu den Transient Luminous Events, sehr schnellen, hellen Phänomenen, die ähnlich wie Blitze in der oberen Atmosphäre auftreten. Sie sind mit Gewittern assoziiert, bleiben aber geheimnisvoll, da sie schwer zu studieren sind.
„Dies ist ein seltener Doppelauftritt von Sprite und ELVE. Sprite ist das rote Tentakelobjekt in der Mitte. Der rote ‚Flugzeugträger‘ um sie herum ist das ELVE“, schrieb Binotto auf Instagram.
„ELVEs treten auf, wenn ein ungewöhnlich starker Blitz einen intensiven elektromagnetischen Impuls (EMP) erzeugt. Der rote Ring zeigt den Punkt an, an dem der EMP die Erdatmosphäre erreichte.“
Wissenschaftliche Hintergründe
Die Farbe beider atmosphärischen Phänomene resultiert aus der Anregung von Stickstoffpartikeln in der oberen Atmosphäre. Die unteren Ränder der Nordlichter können auch rot werden, jedoch kommt die Anregung dort aus dem Weltraum. Diese Phänomene sind selten, aber das Werk dieses Fotografen zeigt, dass sie mit Geduld und Hingabe festgehalten werden können. Binotto nutzt eine für die Astrofotografie modifizierte Kamera, die empfindlicher gegenüber Infrarotlicht ist.
„Seit ich vor mehr als 10 Jahren angefangen habe, habe ich Hunderte von Sprites fotografiert. ELVEs dagegen nur drei – einschließlich diesem, welches ein Doppelereignis von Sprites und ELVEs darstellt. ELVEs sind sehr selten und somit schwieriger zu fotografieren“, berichtete Binotto gegenüber IFLScience.
ELVEs wurden erstmals 1990 von der Crew des Space Shuttle Discovery entdeckt, während der Mission, die die Ulysses-Sonde zum Studium der Sonne startete. Sie sind flach und können sich über Hunderte von Kilometern in der Ionosphäre erstrecken; daher verglich Binotto sie mit dem Alien-Mutterschiff aus „Independence Day“.
Die Existenz von Sprites ist nur geringfügig länger bekannt, da sie erstmals 1989 fotografiert wurden. Rote Sprites sind elektrische Entladungen, ähnlich wie Blitze; sie kommen jedoch nicht zur Erde, sondern steigen in die Atmosphäre auf und erreichen Höhen von 50 bis 90 Kilometern – fast an der Grenze zum Weltraum.
Fotografietipps und Ausblick
Beide Phänomene sind zudem extrem schnell und dauern nur Millisekunden, was das Fotografieren erschweren kann. „Wenn jemand jetzt anfangen wollte, ist es viel einfacher als zu meinen Anfangszeiten. Damals gab es nichts, das erklärt, wie man es macht. Ich empfehle diese Website, auf der Sie alle Erklärungen zu den Phänomenen und deren fotografischen Festhaltungen finden können”, erklärte Binotto gegenüber IFLScience.
Wir hoffen auf viele weitere Bilder dieser fantastischen und geheimnisvollen Ereignisse in der Zukunft.











