Die menschliche Gehirnfunktionalität spielt eine entscheidende Rolle in der Kommunikation. Um zu verstehen, wie unser Gehirn dabei arbeitet, ist es wichtig, sich den präfrontalen Kortex anzusehen, der für Sprache und Denken verantwortlich ist. Dieses Gebiet befindet sich an der Front des Gehirns und fungiert als zentrale Anlaufstelle für die Kommunikation, oft als „Sprache Gehirn“ bezeichnet.
Im präfrontalen Kortex gibt es einen besonders aktiven Bereich während des Sprechens, bekannt als Broca-Areal. Auf der linken Gehirnhälfte befindet sich auch das Wernicke-Areal, das für das Verständnis gesprochener Sprache verantwortlich ist. Diese beiden Bereiche arbeiten zusammen, um einen reibungslosen Kommunikationsfluss zu gewährleisten.
Das Broca-Areal: Verantwortlich für die Sprachproduktion
Das Broca-Areal steuert das Sprechen, das Schreiben und die Kontrolle von Lippen- und Handbewegungen. Es ist wesentlich für die Sprachproduktion verantwortlich.
Das Wernicke-Areal: Verantwortlich für das Sprachverständnis
Dieses Areal spielt eine Rolle beim Zuhören und erkennt Sprache sowie die Absichten des Gesprächspartners. Es ist speziell dafür zuständig, Informationen aus der sprachlichen Eingabe zu verarbeiten.
Während des Gesprächs wechseln wir ständig zwischen „Sprechen“ und „Zuhören“. Der Broca-Bereich und das Wernicke-Areal im präfrontalen Kortex arbeiten synchron, um die Konversation voranzutreiben. Dieses Zusammenspiel zeigt die komplexe Arbeitsweise des Gehirns. Das Problem entsteht, wenn einer der beiden Bereiche längere Zeit nicht in Gebrauch ist; die „Sprache Gehirn“ wird zunehmend träge. Wenn wir nicht sprechen, erhält das Broca-Areal keine Stimulation, was zu einem Rückgang der Funktionalität im präfrontalen Kortex führt. Im Laufe der Zeit wird die Kommunikation immer mühsamer.
In einer eins-zu-eins-Konversation mag dies noch machbar sein. Bei Interaktionen mit mehreren Personen, bei denen höhere Verarbeitungskapazitäten erforderlich sind, kann ein inaktives Broca-Areal schnell das Gehirn überlasten und zu Ermüdung führen. Viele Menschen kennen das Phänomen, dass eine Person, die zu Beginn des Gesprächs still blieb, danach überhaupt nicht mehr zu sprechen vermag. Dies ist eine direkte Folge der Funktionsweise des Gehirns.
Wenn das „alte Gehirn“ aktiviert wird, entstehen Kommunikationsbarrieren
Dieses Thema mag kompliziert erscheinen. Eine Methode, die auf der Funktionsweise des Gehirns basiert, kann jedoch die Kommunikationsfähigkeit schnell verbessern. Möglicherweise haben Sie Erfahrung mit Situationen gemacht, in denen eine scheinbar gewöhnliche Bemerkung, wie etwa „Ich denke nicht so“, sofort die Miene des Gegenübers verhärtet und die gesamte Atmosphäre zum Erliegen bringt.
Solche Szenarien sind eng mit der Arbeitsweise unseres Gehirns verbunden. Man kann das Gehirn in zwei Teile unterteilen: das „neue Gehirn“ und das „alte Gehirn“. Das „neue Gehirn“, das den präfrontalen Kortex umfasst, ist verantwortlich für Sprache, Denken und rationale Entscheidungsfindung, was uns hilft, ruhig zu bleiben und zu kommunizieren. Das „alte Gehirn“ hingegen ist das limbische System, das Emotionen kontrolliert und instinktive Reaktionen dominiert. Wenn eine Person beleidigt wird, reagiert sie prompt mit Wut. Wenn sie eine Gefahr wahrnimmt, hat sie den Drang zu fliehen – diese Reaktionen stammen aus dem alten Gehirn.
Aktivierung des neuen Gehirns für konstruktive Kommunikation
Wenn das neue Gehirn, sprich der präfrontale Kortex, aktiv ist, können wir die Atmosphäre eines Gesprächs erkennen und angemessen reagieren. Ist das alte Gehirn jedoch überaktiv, wird das Sprechen impulsiv und emotional, was die allgemeine Stimmung zerstören kann. Manchmal resultiert dies in völliger Sprachlosigkeit und einer angespannten Atmosphäre.
Es ist bemerkenswert, wie einfach es ist, das alte Gehirn des Gesprächspartners zu aktivieren. Dies geschieht oft durch negative oder konfrontative Aussagen, die sofort emotionale Reaktionen hervorrufen. Eine Aussage wie „Auch wenn du das so sagst“ klingt harmlos, kann aber dazu führen, dass der Gesprächspartner sich sofort abgelehnt fühlt. In einem solchen Moment wird das alte Gehirn aktiviert, während das neue Gehirn, das für rationales Denken zuständig ist, gehemmt wird. Anstatt zu erkennen, dass „jeder unterschiedliche Ansichten hat“ oder „er es sicher nicht böse gemeint hat“, bleibt dann nur noch der Gedanke, dass „diese Person wirklich nervig ist“ oder „schon wieder widerspricht“.
In der heutigen Zeit hat sich der Begriff „Kommunikationsschwierigkeiten“ stark ausgeweitet. Er beschreibt nicht mehr nur Menschen, die sich nicht trauen, zu sprechen oder introvertiert sind. Selbst diejenigen, die sich verbal ausdrücken können, könnten als Personen mit Kommunikationsschwierigkeiten wahrgenommen werden, wenn sie als unverständlich oder emotionslos erfahren werden, oder wenn sie zu schnell sprechen, was das Verstehen erschwert. Folglich nimmt die Toleranz der modernen Menschen gegenüber „schlechtem Gespräch“ ab, was umso mehr Aufmerksamkeit darauf lenkt, das alte Gehirn des Gegenübers nicht zu stimulieren.
Der gleiche Mechanismus gilt auch für einen selbst. Wenn man denkt „Diese Person ist wirklich unangenehm“ und beginnt, unruhig zu werden, aktiviert das ebenfalls das alte Gehirn, während das neue Gehirn gehemmt wird. Wenn das neue Gehirn die Kontrolle verliert, sinkt die Fähigkeit zur sprachlichen und gedanklichen Ausdrucksweise, was anstrengende Gruppengespräche noch komplizierter macht.
Für einen reibungslosen Austausch in Gruppen ist es entscheidend, sowohl das eigene als auch das Gehirn des Gesprächspartners zu schützen. Es gilt, das alte Gehirn nicht zu stimulieren und sicherzustellen, dass das neue Gehirn, sprich der präfrontale Kortex, aktiv bleibt. Das gelingt oft bereits mit einem kleinen zusätzlichen Moment des Nachdenkens, bevor man spricht, um negative Formulierungen zu vermeiden. Wörter wie „Nein“, „So nicht“ oder „Auch wenn du das so sagst“ bringen den Gesprächspartner in eine defensive Position und blockieren so den Dialog.
Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch „Schulung der Sprache für gute zwischenmenschliche Beziehungen: Tipps für den richtigen Gesprächseinstieg von beruflichen an informelle Zusammenkünfte“ von Chai International Cultural Publishing.











